
Interview zum 7. Dan von Renata Jocic

Liebe Renata Jocic,
im Namen des Vorstandes und der gesamten ACSA möchten wir Dir herzlich zu Deinem 7. Dan im Aikido gratulieren. Dieser Meilenstein ist nicht nur ein bedeutender Schritt in Deiner Aikido-Laufbahn, sondern auch eine grosse Anerkennung und Ehre – sowohl für Dich persönlich als auch für die gesamte ACSA.
Wir würden uns freuen, Dir im Rahmen eines schriftlichen Interviews einige Fragen zu stellen, um mehr über Deine Erfahrungen, Deine Sichtweisen und Deine Motivation zu erfahren.
Ein grosser Schritt für Dich und die ACSA
Der 7. Dan ist eine aussergewöhnliche Errungenschaft, die nur wenigen Aikidoka zuteilwird. Was bedeutet dieser Grad für Dich persönlich? Ändert sich dadurch etwas in Deinem Ansatz oder Deiner Perspektive auf Aikido?
Antwort: …Diese Promotion ist für mich eine grosser Ehre, ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung meines bisherigen Aikido-Weges. Dafür bin ich dankbar und fühle mich sehr geehrt. Meine Freude, auf der Matte zu sein und mit kleinen und grossen Aikidoka zu trainieren, mich in die Techniken, Methoden und Prinzipien zu vertiefen und sie auszuloten, wird dadurch nicht anders! Und dennoch, bin ich mir bewusst, dass durch diesen Grad vielleicht nochmals anders, von Aussen auf meine Arbeit geschaut wird und ich anders gefordert sein werde!? Was mich interessiert und auch weiterhin für mich im Fokus steht ist, die Weiterentwicklung und Perspektiven im Aikido für nächste Generationen. Da sehe ich mich noch mehr in der Verantwortung, insbesondere auch innerhalb der ACSA und in der weiteren Arbeit in eigenem Dojo! Mein grosser Dank geht an die ACSA, an H. Tada Sensei und an Doshu!
Vorbild für Frauen im Aikido
Als höchstgraduierte Frau und einzige Trägerin des 7. Dans in der Schweiz bist Du ein Vorbild für viele Mädchen und Frauen, die Aikido ausüben – nicht nur hier, sondern auch international. Würdest Du sagen, dass Geschlecht im Aikido eine besondere Rolle spielt, oder steht für Dich die persönliche Entwicklung unabhängig davon im Vordergrund?
Antwort: Ich trainiere Aikido seit ich 14 Jahre alt bin und hatte grosses Glück auf Menschen zu treffen, die mich gefordert und gefördert haben! Stets war ich als Individuum im Vordergrund mit meinem Bestreben, mich noch intensiver und mit Hingabe, vorbehaltlos dem Aikido zu widmen. Das Geschlecht stand nicht im Vordergrund! Aber sehr wohl Lehrer, die mich motivierten, mir Perspektiven aufzeigten und ihre Erfahrung mit mir teilten! So gesehen, spielt das Geschlecht keine besondere Rolle im Aikido, aber sehr wohl wie wir damit umgehen, um Aikidoka jeglichen Geschlechts, Grösse, Alters usw. zu fördern! Ich bin mir sehr bewusst, dass die Vorbildrolle, gerade mit dem Erlangen der höheren Grade immer mehr an Gewicht zunimmt und damit auch wieder auf Geschlecht, Alter usw. Fokus legt! Damit eine persönliche Entwicklung möglich wird, braucht es sowohl eine hohe Motivation und stetige Suche nach Wissen und Können als auch vorbehaltlosen Einsatz und eine Umgebung, welche das ermöglicht und fördert!
Und wenn es um nächste Generationen geht, so braucht es gezielte Förderung von Frauen, Männer, Grossen und Kleinen gleichermassen!
Der Weg zum Erfolg
Du bist seit vielen Jahren den Weg des Aikido gegangen, arbeitest als professionelle Aikido-Lehrerin und leitest gemeinsam mit Deinem Mann eine erfolgreiche Aikido-Schule in Bern. Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen, um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten? Welche Tipps würdest Du insbesondere Mädchen und Frauen geben, die ähnliche Ziele verfolgen?
Antwort: …Ich hatte nie den Traum, ein eigenes Dojo zu leiten oder gar Aikido professionell auszuüben! Das Aikido begeisterte mich, weckte meine Leidenschaft und meine Faszination für eine andere Art des Denkens und des Begreifens, des Bewegens und der Auseinandersetzung mit einer Kampfkunst! Das wollte ich machen, das wollte ich entdecken und mich darin vertiefen! Das ist das Wichtigste, um diesen Weg zu gehen, einen eigenen Antrieb zu haben, etwas was mich berührt und inspiriert, herausfordert und zugleich erfühlt. Mit 26 Jahren habe ich genau das gemacht. Das ist geschlechterneutral gültig und dennoch freue ich mich, wenn es die eine oder andere Frau dazu bewegt, diesen Weg für sich zu entdecken!
Motivation auf höchstem Niveau
Du hast bereits so viel erreicht, bist jedoch weiterhin aktiv und trainierst mit grosser Hingabe. Was motiviert Dich, auch auf diesem Niveau immer wieder zu trainieren und Dich im Aikido zu engagieren?
Antwort: …Meine Freude auf den Matten täglich zu stehen, ist ungebrochen, Das Aikido täglich neu zu entdecken, ist die Grundlage jedes einzelnen Trainings, ob als Leitende oder Trainierende. Dies mit anderen Menschen zu teilen, sie dafür zu begeistern oder dies ihnen nahe zu bringen, ist meine Motivation. Durch sie lerne ich und entwickle mich weiter. Darauf habe ich Lust und das fasziniert mich jeden Tag neu!
Zum Abschluss möchten wir noch einmal betonen, wie stolz wir als ACSA auf Dein Engagement sind. Deine Leidenschaft und Dein Einsatz sind eine Inspiration für die gesamte Aikido-Community. Wir wünschen Dir weiterhin viel Freude, Erfolg und beste Gesundheit – im Aikido und darüber hinaus.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten!
Herzliche Grüsse,
Fritz Heuscher
Präsident ACSA
(Das Interview wurde schriftlich geführt zwischen Renata Jocic und Fritz Heuscher, 7. Dan Shihan)

